Es hätte alles so schön sein können: Wir verhindern das Schmelzen der Polkappen, leben mit regenerativen Energien, sind alle Veganer, kochen nach Rezepten von „Ich bin der guteste Mensch der Welt“ Attila Hildmann und fahren alle Fahrrad. Obama bleibt für immer Bundeskanzlerin, sieht dabei aber viel lässiger aus als Merkel. Frauen sind die besseren Menschen und führen uns endlich in eine friedliche Welt.

Hat nicht geklappt. Die Fanta4 haben mal ein sehr schönes Lied zu dem Thema gemacht: Es könnte so einfach sein, isses aber nicht. https://www.youtube.com/watch?v=hoZervGXQyI

Jede Revolution vernascht ihre Kinder und selbst bei einfachen gesellschaftlichen Entwicklungen schwingt das Pendel hin und her. Gerade schwingt es wieder mehr her; die Zahl der SUV-Zulassungen wächst weiter. Das nächste große Ding im Automobilmarkt sind nicht Elektroautos – sondern PickUps. PickUps sind Kleinlaster und dürfen mehr CO2 ausstoßen, haben mehr Leistung, dickere Schlappen, mehr Ego.

Irgendwas ist schiefgegangen, nicht erst in 2016. Ist schon früher passiert, aber in diesem Jahr sind die Pickel geplatzt und haben gezeigt: Unter der Oberfläche, unter unserer selbstverliebten Oberflächlichkeit, gärte es die ganze Zeit. Wir sind nicht die Mehrheit. Wir haben uns nur so sorglos benommen. Das Andere hat sich Bahn gebrochen. Bei der amerikanische Philosophien Martha Nussbaum habe ich gelesen: Emotionen sind an sich nicht politisch. Aber eine gerechte Gesellschaft braucht Menschen, die sich mit starker Liebe für sie einsetzen, für gute Gesetze und gute Institutionen. Fehlen diese Menschen, geht alles in die Binsen.

Wenn Liebe zur Kategorie des philosophisch-politischen Denkens wird, ist vielleicht noch nicht alles Verloren. Aber Links, Rechts, in der Mitte – überall galoppierende Lieblosigkeit, hysterische Schnappatmung, gewaltige Erregungskurven. Wenn die Zukunft nichts mehr ist, was Menschen mit Liebe, Empathie und Schönheit lockt, dann ist diese Zukunft nichts mehr Wert. Dann erscheint die Vergangenheit plötzlich attraktiver.

Wir haben in den letzten Jahren den Welthandel zum Feind und zur Wurzel des Bösen erklärt. Nationalisten, Identitäre, Antisemiten und Aluhutträger haben die Vorlage dankbar aufgegriffen und weiter entwickelt. Die Absicht mag am Anfang gut gewesen sein, aber die Angst vor dem Chlorhuhn führen am Ende zu Protektionismus und neuem Nationalismus.

Im amerikanischen Walkampf scheint mir D. Trump mehr Empathie für seine potentiellen Wähler gezeigt zu haben als die, denen mein Herz gehörte. Trump sagte WE make amerika great again. Was mich in diesem Zusammenhang verwundert ist, wie viele Frauen Trump gewählt haben. Alter weißer Mann hin oder her – ohne die millionenfache Unterstützung von potentiell besseren MenschInnen hätte das nicht geklappt. Warum ist das so?

2016 war ein großer Augenöffner. Ich war in Peru und habe Kontakt zu Ayahuasca bekommen. Die Transformation hält immer noch an. Ich habe geglaubt, einen großartigen Roman geschrieben zu haben und mich dann bei der Suche nach einem Verlag völlig verzockt. Danke. Es kann nur besser werden. Ich habe mit meiner großen Tochter voller Ergriffenheit die letzte Platte von Leonard Cohen gehört und am nächsten Tag war er tot: A million candles burning for the help that never came. Was für ein Abgang! Dieses Jahr hat jeder, glaube ich, etwas verloren, woran sein Herz hing. Das ist gut, denn da sind viele Stellen neu zu besetzen. Ohne Liebe geht das nicht. Oder, wie Frau Nussbaum sagte: Menschen müssen Liebe füreinander empfinden, um sich wirklich solidarisch miteinander zu zeigen.

In diesem Sinne: Liebe.

https://www.youtube.com/watch?v=xejva1SMP4E

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