Die Zukunftsfähigkeit eines Landes stirbt beiläufig. Sie stirbt durch Ignoranz, fehlende Neugier, Selbstzufriedenheit. Diese kleine Geschichte ist ein schöner Bericht vom Anfang des Endes. Sie hat sich vor ein paar Jahren in Wolfsburg, im Büro von Herrn Winterkorn, dem ehemaligen VW Chef, zugetragen. Da klingelt nämlich das Telefon und aus Kalifornien rief ein gewisser Herr Steve Jobs an.

Steve Jobs, Apple-Vordenker, ein großer Fan des Deutschen Industriedesigns und der Denkschule des bauhaus, wollte schon lange ein Auto bauen – das Apple-Auto. VW schien ihm, von der Geschichte und der Firmenphilosophie her, als Partner der ersten Wahl.

Es kam zu einem Treffen zwischen Martin Winterkorn und Seve Jobs. Jemand, der dabei war, erzählte mir, dass das Treffen nicht freundlich verlaufen sei. Steve Jobs und Martin Winterkorn – zwei Egos groß wie Flugzeugträger. Ich kann es mir vorstellen; der eine sprach von Mobilität, der andere von Autos. Der eine stand mit beiden Beinen in der Zukunft, der andere kam aus der Vergangenheit.

Winterkorn wollte sich von einem Nerd nicht sagen lassen, wohin die Industrie sich entwickelt. Ein VW mit Apple – vielleicht. Ein Apple-Auto mit VW – auf keinen Fall. „Nie wird ein Mensch fliegen.“ „Ich denke, dass es einen Weltmarkt für vielleicht fünf Computer gibt.“ „Cloud Computing? Eine verrückte Modeerscheinung!“

Petrolheads ist das Wort dafür in der Branche – Fans von Hubraum, Verdichtung und Explosion; der Duft von Napalm am Morgen – ihr wisst schon. Das Herz der Deutschen Industrie ist aus Stahl. Das wollte Herr Winterkorn sich nicht madig machen lassen. Über das Treffen wurde nie öffentlich gesprochen.

Der VW Konzern hat einen anderen Weg Richtung High Tech beschritten – die Schummelsoftware. Denn im Mittelpunkt eines Automobilkonzerns steht nicht das Interesse der Gesellschaft, sondern das Verbrennen; stampfende Kolben und Kurbelwellen, die so exakt eingeschliffen sind, dass die Unwucht gegen Null geht. Spaltfugen wie aus dem Ei gepellt, das ist Deutsches Ingenieursverständnis. Was nicht passt, wird passend gemacht. Das versucht der neue WV Chef Müller auch mit dem Recht, mit der Frage nach der Schuld und mit den Erwartungen der Millionen VW Kunden.

VW vernetzt mit Apple – für eine kurze Zeit wäre was Neues möglich gewesen. Martin Winterkorn hat als Volkswagenchef ca. 16Millionen € im Jahr verdient. Ein ordentlicher Lohn dafür, die Gegenwart und die Zukunft eine der größten deutschen Industrieunternehmen verkackt zu haben.

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