Wo das Böse wohnt.

Das Böse wohnt hinter Oleanderbüschen in schönen, alten Häusern. Das Böse wohnt in neuen Häusern mit kleinen, bunten Vorgärten. Das Böse geht am Samstag noch mal schnell zum Supermarkt Milch holen. Das Böse hat eine Reihe von schwierigen Beziehungen hinter sich. Das Böse glaubt immer noch an die Liebe. Das Böse mag Katzen. Das Böse macht im Sommer gern mit dem Wohnmobil Ferien auf einem Campingplatz. Das Böse versteht was vom Grillen. Das Böse trinkt dazu ein, zwei Bierchen. Das Böse findet, an der Ostsee ist es am schönsten. Das Böse hinterlässt seine DNA.

Das Böse ist nett zu den Nachbarn. Das Böse hilft beim Umzug. Das Böse passt gern mal auf die Kinder auf. Das Böse weiß, dass es Recht hat. Das Böse hat auch eine klare Vorstellung von Ordnung. Das Böse denkt, dass man manchmal durchgreifen muss. Das Böse schaut gern YouPorn. Da Böse ist locker. Das Böse hat auch Humor. Das Böse mag den Pink Panther. Das Böse findet, dass man das ja mal sagen darf. Das Böse mag kleine Jungs besonders gern. Katzen mag das Böse aber mehr.

Das Böse hat auch Gefühle. Das Böse glaubt an Treue. Beim Bösen bleiben auch mal Sachen liegen. Das Böse ist nicht gern allein. Das Böse kann sich manchmal nicht entscheiden. Das Böse weiß was zu tun ist, wenn es mal soweit ist. Das Böse kann noch Socken stopfen. Das Böse weiß, wie man mit einer Ceska 83 SD umgeht. Dem Bösen ist Indifferenz ein Graus. Das Böse kann auch mal sauer werden. Das Böse sagt: Schwamm drüber. Das Böse sagt: Ich habe noch Licht gesehen. Das Böse trifft mit dem ersten Schuss.

Das Böse wohnt gleich neben dem Guten. Sie sind zusammen aufgewachsen. Damals trugen sie noch andere Namen. Wenn eins mehr Aufmerksamkeit bekommt, wächst es. Wenn eins alle Aufmerksamkeit bekommt, erdrückt es das andere. Das Andere ist immer noch da. Das Andere hat gesagt: hey, drück nicht so. Das Andere hat gesagt: ich kriege keine Luft mehr. Aber das Gute war schon so groß geworden, war schon ganz sehr das Gute. Da ist das Andere das Böse geworden.

Immer wohnen Gut und Böse zusammen in unserem Herzschrein.

Wir sind zusammen den langen Weg der Evolution gegangen. Wir haben immer wieder ums Überleben gekämpft, um Futter, um Platz, um die Möglichkeit, uns fortzupflanzen. Das ist alles noch in uns. Es wohnt in unserem Stammhirn, es wohnt in unserem Herzen. Es wohnt gleich neben der Liebe. Und wenn wir ihm nicht Gewahr sind, wenn wir nicht darauf achten, dann schnappt es zu.

 

Wir sind auch das Reptil. Das Reptil kämpft für uns. Es ist viel schneller als unser Denken, denn es braucht keine Worte. Es geht mit den Gefühlen. Wenn uns die Botenstoffe fluten, dann schaltet es auf Action. Angriff oder Flucht. Das ist nicht Böse. Das war es nie. Das sind wir: Stirb nicht! Schaff Platz! Erhalte die Art!

Wenn wir glauben nur gut zu sein, werden wir böse.

Wenn wir glauben das Gute zu sein, sind wir das Böse.

Wenn wir den anderen Teil in uns nicht mehr beachten, ihm keinen Raum geben, wird er ums Überleben kämpfen. Nichts kann der Teil von uns besser. Er hat es durch die ganze Evolution hindurch getan. Das Böse in uns wird nur dann das Böse, wenn wir es nicht achten, ihm keinen Respekt geben, wenn das Gute anfängt sich soviel besser zu fühlen, weil es ohne jeden Zweifel davon überzeugt ist, dass es das Gute ist. Aber dann wohnt es schon hinter der anderen Tür.

Wenn wir wirklich wachsen wollen, umarmen wir die andere Seite, statt sie zu unterdrücken, sind wir in Liebe mit unseren Schatten, danken wir dem Tier in uns, werden wir Eins.

Bleiben wir wachsam.

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