Es gab mal ein Paradies. Da gehörten die Produktionsmittel den Werktätigen und der Wohnraum dem ganzen Volk. Sie pflegten und hegten Produktionsmittel und Wohnräume, und gehörten in allen Bereich der menschlichen Kultur zur Weltspitze. Weltspitze war auch die Zeit, die ein Werktätiger warten musste, bis ihm ein Wohnraum zugeteilt wurde. Und obwohl alles so ideal war, hat es doch irgendwie nicht geklappt. Der Sozialismus konnte das Wohnraumproblem bis zum Schluss nicht lösen.
1989 war es vorbei mit dem Arbeiter- und Bauernparadies. Die Gründe waren vielfältige. Aber das gesellschaftliche Eigentum an Produktionsmitteln war eindeutig einer der Gründe, warum der DDR die Luft ausging. Das letzte Tafelsilber war verkauft, das System ohne stabilisierende Westkredite nicht mehr überlebensfähig. Die DDR hat es nicht geschafft, die Grundbedürfnisse ihrer Bevölkerung zu befriedigen. Es waren nicht die edlen Dissidenten, die die Wende herbeigeführt haben, sondern die Menge der Bevölkerung, denen, im brechtschen Sinne, das Fressen näher war als die Moral.
Das ist das Problem mit Moral und Dingen, die irgendwie allen gehören sollen – am Ende gehören sie niemand und keiner fühlt sich verantwortlich. Dann übernehmen Beamte und Sachbearbeiter die Verantwortung und Dinge werden Verwaltungsvorgänge. Und was einmal ein Vorgang ist, wird nie wieder ins Leben zurückfinden. In Berlin stehen noch genug dieser ehemaligen volkseigenen Vorgänge, die wegen schwieriger Eigentumsverhältnisse ihr Elend bis ins Heute konserviert haben. Okay, das waren andere Zeiten und die DDR möglicherweise ein Sonderfall.
Es gibt auch ein aktuelles Beispiel sogenannter Vergesellschaftung: den Flughafen Berlin-Brandenburg. Nur weil es nicht mehr zu ertragen ist, ist das Beispiel nicht weniger wahr.
Bevor 2006 der erste Spatenstich gemacht wurde, hatten alle privaten Anbieter den Bau abgelehnt, weil er für die veranschlage Summe nicht zu machen war. Unser damaliger Regierender, Klaus Wowereit, ein 100% Karrierepolitiker, beschloss daraufhin in einem Anfall von Omnipotenz, dass die Länder Berlin und Brandenburg den Flughafen in Eigenregie bauen. Die Auswirkungen sind hinlänglich bekannt. Wird privaten Unternehmen immer vorgeworfen, dass Verluste vergesellschaftet werden und Gewinne privatisiert, wird beim Flughafen einfach über Jahrzehnte auf Gewinne verzichtet und der Status Quo zum Dauerzustand: raus mit der Kohle!
Und jetzt mal Hand auf`s Herz, meine Freunde aus der Medien- und Kommunikationsindustrie, die ihr den „Enteignen! Enteignen!“ Schlachtruf der @Initiative „Deutsche Wohnen & Co. Enteignen“ mit soviel Vehemenz unterstützt: Glaubt ihr, dass das aktuell agierende Personal und der zugehörige Verwaltungsapparat die Dinge danach besser in den Griff kriegen wird? Gibt es eine Anstalt öffentlichen Rechts, die ein Hort des Gemeinwohls und der Innovation ist und nicht durch permanente Forderung nach mehr Alimentierung (Zuschüsse, Rundfunkgebühr) auffällt?
Wenn ich sehe, wie schnell Geschichte vergessen wird, ökonomisch und politisch, dann wird mir ganz bange. Der philosophische Vordenker aller Enteignungsphantasien, Karl Marx, bemerkte, dass sich Geschichte immer zweimal ereignet – einmal als Tragödie, das zweit Mal als Farce. Über das Tragödienpotenzial der DDR muss nicht mehr gesprochen werden. Aber wenn ca. 30 Jahre nach Ende der DDR die SED Nachfolgepartei wieder ganz vorn mitmarschiert, dann können wir uns auf eine weitere Berliner Farce freuen. Genug Kasper haben die Bühne geentert.
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