Meine große Tochter ärgert sich.

Ein Mädchen musste den Unterricht verlassen, weil man ihren BH sah.

„Waaas?“ Frage ich. „Kann nicht wahr sein.“

„Doch.“ Sagt meine Große. „Echt wahr.“

„Bei Dir an der Schule?“

„Nee, an einem College in Utah.“

Okay, es ist auch ärgerlich, wenn sowas in Utah passiert. Aber es ist ein langer Weg, bis unsere Aufregung dort einschlägt. Möglicherweise geht sie auf dem Weg dahin verloren. An der Stelle beschließen meine große Tochter und ich, es doch nicht persönlich zu nehmen.

Nach diesem verfickten Terroranschlag am Breitscheidplatz geisterte schon am nächsten Tag eine Petition durchs Netz, die für den polnischen LKW-Fahrer das Bundesverdienstkreuz forderte. Schließlich hatte sein heldenhaftes Handeln noch mehr Opfer verhindert. Leider war es nicht der LKW-Fahrer. Der war schon vorher erschossen worden. Das Notbremssystem des Autos hat schlimmeres verhindert. Bekommt es jetzt einen Orden?

Okay, das ist gemein. Es wäre so schön gewesen – ein richtiger Held in dieser bösen Welt! Aber die Welt ist immer, was der Fall ist. Nicht, was vielleicht besser der Fall hätte gewesen sein können, weil es sich dann irgendwie besser angefühlt hätte.

Nach Silvester 2015/16 gab berichtigten Stress, weil die Polizei nicht in der Lage war, Mädchen und Frauen vor sexuellen Übergriffen zu schützen. 16/17 hat es geklappt. Jetzt gibt es Stress, weil die Polizei dieselben Tätertypen an der Ausübung der sexuellen Übergriffe gehindert hatte.

Ich wittere Rassismus!

Wie fühlt man sich dann als Polizist?

Seit ein paar Tagen gibt es den „Civil March“ (http://civilmarch.org/de/) von Berlin nach Aleppo. 3.000 Kilometer, die Fluchtroute rückwärts, um, äh … warum eigentlich? Um auf die Lage der Flüchtlinge aufmerksam zu machen, die seit Jahren überall Thema ist?  Egal, es wird was getan. Laufen ist gesund. Die Menschen in Aleppo werden sich auf alle Fälle über den Besuch freuen:)  Bestimmt gibt es Kuchen.

Man muss was machen!

Es kann so nicht weitergehen!

Da muss was getwittert werden!

Twitter ist die kürzeste Verbindung zwischen dem Arschloch und der Welt geworden; eine Art digitale Furzmaschine.

Meine Bitte für 2017: einfach mal kurz nichts machen. Die größten zivilen Katastrophen wurden von Menschen ausgelöst, die glaubten, da müsse man was machen! (Lenin, Hitler, Stalin, Pol Pot, Mao etc.) Wenn der Impuls aufsteigt – einfach eine Runde gegen die Wand starren. Warten, bis er vorbeigeht.

Die Welt wird ein besserer Ort werden.

Ehrlich.

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