Das war ein großartiges Jahr. Ich weiß, das klingt provokant. Einfach mal „Super“ und „Danke“ sagen, macht einen der fortgeschrittenen Ignoranz verdächtig. Alle sollten vielmehr vor allem Angst haben – Umwelt, AfD, Donald Trump, Gluten, Zucker, Lactose, Stickoxyde, Kohlenhydrate, Feinstaub, Schulmedizin, kleinster gemeinsamer Nenner: Nazis. Nur mal zur Erinnerung: früher war Pest und Cholera, Spanische Grippe und Krieg. Heute ist Angst. Kann man mitmachen, muss man aber nicht.

Ich fange beim Danke sagen mal mit dem dicksten Brocken an: Danke Donald Trump und wie er die Welt verändert hat. Ich möchte diesen Mann nie persönlich kennenlernen müssen. Aber er hat die Blümchen-Tapete von den Wänden des Spielzimmers „Immer Währender Fortschritt“ gerissen. Was dahinter zum Vorschein kam ist nicht schön, ist zum Teil Hässlich und wahrscheinlich die Wahrheit: die Makulatur der Zivilisation ist dünn; *Innen und andere grammatikalische Hilfskonstrukte schafft keine Gleichberechtigung; ist wird auf die Dauer nicht gut gehen, sich hinter den Muskeln des atlantischen Bruders zu verstecke und ihm zugleich ständig gegen das Schienbein zu treten; es gibt keinen Automatismus zu einem „Besser“ und immer steht alles auf dem Spiel. Wenn es der Zukunft nicht gelingt, mit Freude, Liebe und Leidenschaft zu begeistern, wird sie wie Vergangenheit aussehen. Die Erkenntnis mag schmerzhaft sein, aber der Schmerz macht wach. Und der Wecker heißt Trump. Was immer auch an Zukunft kommt: es ist besser, ihr wach und entschieden entgegen zu gehen!

Ein großes Dankeschön an meinen Verleger @ https://www.schwarzkopf-verlag.net. WURST gedruckt und veröffentlich zu sehen hat mich sehr froh gemacht. WURST ist Punk – kurz, heftig, laut. Für mich ist es eine kleine Studie in Mikrofaschismus; das ist der lechts-rings* unabhängige Taschenfaschist in uns allen; der Amoklauf des gleichzeitig übersteigerte und total verunsicherten Egos. Oliver sagte: Sie werden das Buch nicht mit der Zange anfassen. Oliver hatte nicht ganz Recht. Fast das gesamte männliche Feuilleton hat WURST natürlich nicht wahrgenommen. Nein, stimmt so nicht ganz. Sie haben den Autor wissen lassen, dass sie persönlich das Buch sehr spannend finden, es aber leider, leider, nichts für ihre Leser ist. Sic! Ein paar haben gesagt, dass sie Punk schon mögen, aber bitte nicht so laut! Ich habe viel Feedback von Frauen bekommen, die WURST lustig und subversiv fanden. Das hat mich sehr gefreut. Die großartige @Marlen Hobrack hat mir geschrieben: „Bevor du die Rezension siehst: Ich wollte noch mal persönlich schreiben, wie unterhaltsam und subversiv klug ich den Text finde. Schön saftig zudem …“ Ich lebe mit Frau und zwei erwachsen werdenden Töchtern zusammen. Wo auch immer in Zukunft die Frontlinien verlaufen werden – ich bin auf der Seite der Weiblichkeit.
Hier noch zwei schöne Rezensionen zum selbst lesen:
https://www.n-tv.de/suche/?a=search&at=all&q=Melle+Wurst
https://www.berliner-zeitung.de/berlin/berlin-roman-eine-wurstbude-als-schlag-in-die-veganer-magengrube-30048146
*Jandl: manche meinen/ lechts und rings/ kann man nicht velwechseln/ welch ein illtum

Seit 2001 machte ich Reklame für eine Berliner Biermarke:

Das ist im Kommunikationsgeschäft eine sehr, sehr lange Zeit. Im Sommer kam der Marketingleiter zu mir in die Agentur. Er hatte seinen Chef aus der Zentrale in Frankfurt mitgebracht. Ich war der Überzeugung, es gehe nach so vielen Jahren gemeinsamer, erfolgreicher Zusammenarbeit um eine strategische Neujustierung. Ging es nicht. Der Marketingleiter kündigte den Vertrag. Es hatte Fehler in den letzten zwei Protokollen gegeben und außerdem habe die Marke jetzt alles, was sie brauche. Wow. So geht eine Ära zu Ende. Fast 18 Jahre die Geschicke einer großen Marke mitbestimmt und danach nicht mal eine billige goldene Uhr. Es hat sich mies angefühlt, aber  nur kurz. Ich hatte schon lange das Gefühl, dass meine Zeit für Werbung vorbei ist. Es ist Zeit, sich mit aller Energie um die eigenen Projekte zu kümmern: Mein Partner Stefan und ich haben unsere eigenen Unternehmungen mit Verve und Hingabe vorangetrieben – Irisches Hundefutter, Irischer Whiskey und Lemanjá – Mode für Göttinnen. Vielleicht hätte eine der Ideen gereicht, um das Jahr zu füllen, aber man kann es sich halt nicht aussuchen. Beim Thema Whiskey habe ich mental viel Zeit mit einer großartigen Frau verbracht: Grace O`Malley. Sie lebte von 1530 bis 1603 an der Westküste Irlands. Sie war Clanchefin, Händlerin, Kriegerin, Piratin und Liebhaberin. Sie wurde lange aus der Geschichte geschrieben – weder die Katholiken noch die Britten mochten sie. Jetzt ist sie zurück im Bewusstsein, als Rollmodel und außerdem ziert ihr Name unseren leckeren Irischen Whiskey. Unser Wappenspruch dazu: Believe in Grace! Was ich so treibe, um mir Literatur & Co. leisten zu können:

https://www.privatepierinvestment.com/

Zum Schluss noch ein großes „Danke“ an den @Spiegel. Das der Spiegel nicht der alleinige Hort der Wahrheit ist, war schon vorher klar. Aber den Fall Spiegel zu einem „Fall Claas Relotius“ zu machen, ist ein wunderbares Beispiel für Selbstfaszination und Arroganz, die immer der Anfang vom Ende sind. Es ist ja nicht nur der Autor, der die Texte geschrieben hat. Es war ja die Chefredaktion und das Publikum, die diese Texte wollten und sich freuten, ihre gefühlten Wahrheiten bestätigt zu bekommen. Die eigenen Fürze riechen halt immer am besten. Ich bin da sensibel – ich bin in einem System aufgewachsen, dass die historische Wahrheit mit Löffeln gefressen hatte. Wer die ganze Zeit auf die Monstranz des z.B. wissenschaftlichen Fortschritts oder der Selbstgerechtigkeit starrt, darf sich nicht wundern, wenn im Kreis gelaufen wird!

Ein alter Freund erzählte mir folgende Geschichte: ein Guru stand Jahre lang auf dem Kopf und befahl seinen Schülern, es ihm gleich zu tun. Eines Morgens erwachten seine Schüler und sahen ihren Guru auf Füßen durch den Aschram schlappen. „Aber Guruji,“ riefen sie entsetzt, „all die Jahre lehrtest Du uns, dass auf dem Kopf zu stehen die einzige wahre Art ist, die Welt zu sehen.“ Der Guru lächelte: „Meine lieben Schüler, Lehren gibt es viele. Und eine jede ist gleich richtig wie falsch.“

Für `s neue Jahr ein Lied, das mir in den letzten Tagen einen angenehmen Ohrwurm beschert hat. Geschrieben haben es mein Freund Steven van Velvet und seine Partnerin Alexa Feser. Es heißt so schön wie einfach Mut:

Tanzt gut ins 2019!

Foto: Karl-Marx-Denkmal. Chemnitz von Kora27, wikimedia.org, Creative-Commons-Lizenz CC BY-SA 3.0

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